Atemmuster: Erkennen, verstehen, verändern

Schon mal was von Atemmuster gehört?

Wenn nicht, lies jetzt unbedingt weiter – vor allem, wenn dir dir folgende Erscheinungen bekannt vorkommen!

Hältst du beim konzentrierten Arbeiten die Luft an, gähnst oder seufzt ständig ohne erkennbaren Grund, kommst in Stresssituationen sprichwörtlich aus der Puste und wachst morgens mit trockenem Mund und wie vom Bus überrollt auf?

All das kann mit deinem Atem zu tun haben und hier erfährst du, warum.

Welcome to your Atemmuster

Wir alle atmen. 

Rund 20.000 mal am Tag strömt vollkommen automatisch Luft in unsere Lungen hinein und wieder hinaus.

Doch atmet kein Mensch gleich.

Jede:r atmet auf seine ganz persönliche Art und Weise und jedes Atemmuster ist ganz individuell – wie dein Fingerabdruck, der nur dich beschreibt.

Und obwohl der Körper dieses Atmen ganz einfach tut, ohne dass du dich darum kümmern musst, tut er das leider nicht unbedingt auf eine optimale und gesunde Weise.

Was dein Atemmuster über deinen Lifestyle verrät

Dass dem Atem im Alltag so wenig Beachtung geschenkt wird, ist fast schon skandalös.

Denn so wie du atmest, so lebst du auch. 

Oder anders gesagt: Die Art, wie du durch dein Leben gehst, beeinflusst maßgeblich die Art, wie du atmest.

Gleichzeitig beeinflusst dein Atemmuster auch deine Lebensqualität.

Klingt, als würde es nur 2 Arten von Atmung geben: eine richtige und eine falsche! STOPP!

Es gibt keine falschen Atemmuster

Denn die gute Nachricht ist: Du atmest immer genau richtig – dein Atem möchte dir lediglich was mitteilen.

Und doch heißt das nicht, dass du optimal atmest, also  leicht, langsam, tief und leise.

Daher unterscheiden wir in der Atemarbeit weder richtig noch falsch, sondern funktionale und dysfunktionale Atemmuster. 

Schätzungsweise 20% der Menschen haben ein sogenanntes dysfunktionales Atemmuster. 

Eine Studie von aus dem Jahr 2017 geht sogar davon aus, dass  50-80% der Erwachsenen mit mehr oder weniger schwerwiegenden dysfunktionalen Atemmustern zu tun haben. 

Hast auch du deinem Atem bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt? 

Dann ist das meine Einladung an dich, dir dein Atemmuster in der nächsten Zeit einmal genauer anzuschauen.

Was ist eigentlich ein Atemmuster?

Vereinfacht gesagt ist das Atemmuster das Ergebnis der Summe all deiner bislang gemachten (bewussten und unbewussten) Lebenserfahrungen, deiner gesundheitlichen Vorgeschichte und deiner aktuellen Lebensumstände. 

Dein Atemmuster beschreibt den Zustand deines Nervensystems und wird gleichermaßen durch diesen beeinflusst.

Es macht also Sinn, mit ihm zu arbeiten, denn ein funktionales Atemmuster wirkt sich langfristig nicht nur auf deine körperliche Gesundheit aus, sondern kann positiv in nahezu all deinen Lebensbereichen wirken.

In den folgenden Abschnitten erfährst  du, wie du dein Atemmuster erkennst und was du tun kannst, um gesünder zu atmen.

Darüber hinaus gibt es noch einige pathologische Atemmuster, die einer medizinischen Abklärung bedürfen.

In diesem Artikel beziehe ich mich jedoch in erster Linie auf die Erstgenannten und ich bitte dich, einen Arzt aufzusuchen, solltest du gesundheitsbedingte Atemstörungen an dir bemerken.

Diese Faktoren beeinflussen dein Atemmuster

Dein Atem ist der Spiegel dessen, was du denkst, fühlst und wie du lebst. 

Er ist unmittelbar mit deinem Nervensystem verbunden, das Einfluss auf dein gesamtes Wohlbefinden hat.

Dein Nervensystem steuert alle dir unbewussten Körperfunktionen, zu denen die Atmung einerseits zählt, aber auch dein Herzschlag, die Verdauung und viele weitere.

Vielleicht hast du schon einmal bemerkt, dass deinen Verdauung verrückt spielt, wenn du sehr aufgeregt bist – etwa vor einer Klausur, einem Vortrag oder einem Vorstellungsgespräch. 

Vielleicht verändert sich in bestimmten Situationen deine Körperhaltung und du bekommst Rückenschmerzen.

Oder du hast immer wiederkehrende unerklärliche Kopfschmerzen.

Und manchmal findest du vielleicht nicht in den Schlaf oder schläfst generell unruhig.

Das alles wird gesteuert von deinem Nervensystem und wirkt sich auch auf die Art aus, wie du atmest. 

Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass du bislang nicht auf dein Atemmuster geachtet hast, sondern viel mehr auf die oben genannten Anzeichen von Stress.

Dabei ist der Atem zwar eine unbewusste Körperfunktion und doch gleichzeitig die einzige, die du willentlich manipulieren kannst. 

How cool ist that?

Im Atem Coaching schaue ich mir dein Atemmuster ganz genau an und lerne dabei eine ganze Menge über dich.

Außerdem zeigt es mir, mit welchen Übungen ich dich ganz gezielt unterstützen kann.

Das ist ganz schön spannend und für mich gibt’s praktisch nix schöneres als diese Arbeit.

Im Folgenden erfährst du, wie du selbst dein ganz persönliches Atemmuster erkennen kannst und was du im Alltag tun kannst, um dein Atemmuster nachhaltig zu verbessern.

Atemmuster erkennen: So findest du deins

Die Antwort darauf, wie du dein Atemmuster erkennst, ist ebenso einfach wie kompliziert: Spür einfach hin!

Ja, ich weiß, das sagt sich so leicht! 

Hinspüren ist leider nicht unbedingt das, was uns unsere schnelllebige und auf Leistung ausgelegte Gesellschaft vorlebt.

Schon wenn wir klein sind, geht es immer weniger darum, zu spüren, was wir brauchen, sondern für vieles gibt es einen Zeitrahmen, der unabhängig davon ist, was unser Körper uns sagt.

So gibt es spätestens im Kindergarten feste Frühstückszeiten, Spielzeiten, Pausenzeiten, die später dann zu Lernzeiten, Prüfungszeiten und Arbeitszeiten werden.

Sie alle gehen nicht selten an unseren natürlichen Bedürfnissen vorbei.

Dazu kommen unsere zwischenmenschlichen Erfahrungen, aus denen manchmal auch Traumata hervorgehen, die sich in unserem Körper als somatische Beschwerden manifestieren können.

Und so verlernen wir im Laufe unseres Lebens auf die ganz feinen Signale unseres Körpers zu achten – wie schade!

Warum also den eigenen Atem bemerken, wenn wir doch den ganzen Tag vollkommen automatisch atmen?

Aus dem gleichen Grund, warum wir ihn vermutlich manchmal einfach vergessen – er ist immer und überall da, zuverlässig und so lange wir leben.

Im Hinblick auf das eigene Wohlbefinden ist es daher eine ziemlich gute Idee, deinen Atem zu beobachten und dein individuelles Atemmuster zu entdecken.

Und so geht’s:

Äußere Atembeobachtung

Du glaubst, es fällt dir schwer, einfach in dich hinein zu spüren? 

Dann kannst du zunächst versuchen, dein Atemmuster äußerlich zu betrachten, indem du dir selbst möglichst unbekleidet im Spiegel beim Atmen zusiehst.

Am besten frontal und seitlich, denn die Atembewegungen finden in einem funktionalen Atemmuster auch im Rücken statt – das Zwerchfell als Hauptatemmuskel arbeitet 360º.

Schau genau hin: Wo siehst du Bewegung und wo bewegt sich vielleicht nichts?

Atmest du eher in den Bauch oder in deinen Brustkorb?

Ist dein Bauch weich und entspannt oder fest?

Und die Brust?

Was ist mit deinen Schultern und dem mittleren Rücken?

Beobachtest du Pausen oder Anstrengung?

Beobachte ganz genau und möglichst auch zu unterschiedlichen Tageszeiten.

Wichtig dabei ist, dass du dich ganz neutral und ohne Wertung beim Atmen beobachtest. 

Vielleicht willst du auch notieren, was du siehst.

Wenn du dich in dieser äußeren Atembeobachtung sicher fühlst, beginnst du allmählich, in dich hinein zu spüren.

Innere Atembeobachtung

Hier beobachtest du dein Atemmuster nicht von außen, sondern spürst, wie es sich anfühlt, zu atmen.

Wo strömt dein Atem in dich hinein und wie fühlt sich das an?

Kannst du fühlen, welchen Weg er in deinen Lungen hinein nimmt und wieder hinaus?

Spürst du, dass sich die Temperatur verändert bei der Ein- und Ausatmung?

Spürst du Bewegung und wo spürst du sie?

Ist atmen für dich schwer oder leicht?

Spürst du irgendwo Enge oder Anspannung?

Spürst du Atembewegungen nur vorn oder auch auf deiner Rückseite?

Atembeobachtung ist Übungssache

Es gibt unzählige Fragen, die du dir stellen kannst, um dein Atemmuster zu erspüren. 

Ich möchte dich einladen, dich dabei auf deine eigenen Impulse zu verlassen.

Denn du kannst absolut nichts falsch machen.

Du kannst jedoch auch deine Notizen aus der äußeren Atembeobachtung nutzen und überprüfen, ob sich dein inneres Gefühl mit der äußeren Wahrnehmung deines Atemmusters deckt.

Atemmuster verstehen

Langfristig gibt dir die Beobachtung deines Atems nicht nur Aufschluss über dein Atemmuster, sondern auch über den Zustand deines Nervensystems.

Wenn du mit deinem Atemmuster erst einmal vertraut bist, wirst du recht bald feststellen, dass es dir ziemlich viel über deine aktuelle Stimmung sagen kann.

Die Wahrnehmung deiner Körpersignale wird wieder feiner und sehr wahrscheinlich wirst du im Laufe der Zeit auch mit Gefühlen in Kontakt kommen, die dir entweder nicht bewusst waren, oder von denen du dich vielleicht sogar bewusst abgelenkt hast.

Sieh die Atembeobachtung als Chance, dir all das genau jetzt näher anzuschauen.

Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass es zwar eine durchaus beliebte Strategie ist, sich von unbequemen Gefühlen abzulenken – ja, auch ich erwische mich hin und wieder dabei, obwohl ich es als Atem Coach besser wissen könnte… 

Allerdings bin ich da sehr nachsichtig und milde mit mir – ich habe einfach akzeptiert, dass meine innere Arbeit mich voraussichtlich das ganze Leben begleiten wird.

Trotzdem ist es natürlich nicht ratsam, diese Strategie dauerhaft zu nutzen (hier kannst du nachlesen, warum).

Ein schlechtes Gewissen haben, deshalb muss jedoch niemand.  

Letztlich schafft es doch auch Raum für Veränderung, sein Muster überhaupt erstmal zu erkennen.

Atemmuster und Wohlbefinden verbessern

Die Atembeobachtung und das Kennenlernen deines Atemmusters sind der Startpunkt auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden im Alltag. 

Aber du ahnst es sicher schon: damit allein ist es nicht getan.

Dein Atemmuster verbessert sich vor allem durch regelmäßige Übungen.

Die gute Nachricht jedoch ist: Du kannst deine Übungen ganz natürlich in deinen Alltag integrieren, ohne dafür einen weiteren Timeslot in deinem Kalender freischaufeln zu müssen.

Hierfür kannst du dir zwei simple Fragen stellen:

  1. Was ist das Minimum an Zeit, das ich ohne große Anstrengung in meine tägliche Atempraxis investieren kann?
  1. Wo ergeben sich in meinem Alltag ganz natürlich Pausen, die regelmäßig wiederkehren und die ich mit Atem füllen will?

Das sind die Fragen, die ich mir am Anfang meiner persönlichen Atemreise gestellt habe und ich war ziemlich mind blown, als ich feststellte, dass Zeit für mein eigenes Wohlbefinden so viel öfter verfügbar ist, als ich bis dahin dachte.

Start small

Eine gute Selbstfürsorgeroutine passt sich deinem Leben an und nicht umgekehrt.

Schon 2 Minuten bewusstes Atmen täglich sind in der Lage, dein Wohlbefinden positv zu beeinflussen und dein Atemmuster merklich zu verbessern.

Deine Atempraxis soll dich im Alltag unterstützen und kein weiteres To-Do sein, das du irgendwie hinter dich bringen willst.

Beginne mit kleinen Atemeinheiten.

So bleibst du dran und vermeidest Frust, statt dir direkt, 30 Minuten aufbrummen, die du beim besten Willen nicht aufbringen kannst.

Mehr machen geht immer: Vor allem wenn die kurzen Zeiteinheiten fest in deinen Tagesablauf integriert sind, kannst du jederzeit weitere hinzufügen.

Keep it super simple

Klar, könnte ich dir an dieser Stelle 10 ultimative Übungen nennen, die du unbedingt umsetzen musst.

Stattdessen nenne ich dir genau eine: Die Kohärenzatmung.

Bei dieser Übung sind Ein- und Ausatmung gleichlang – du atmest möglichst leicht, langsam und tief, dein Bauchzwerchfell mit einbeziehend.

Du weißt nicht, wo dein Bauchzwerchfell überhaupt sitzt, geschweige denn, wie du es nutzt?

Bring einfach deine Hände seitlich an deine unteren zwei Rippenbögen und atme hinein in den Widerstand deiner Hände – so kannst du es gut spüren und aktivieren.

Ich empfehle dir, in einer Ratio von 4:4 zu atmen, weil die meisten Menschen sie gut schaffen können.

Das sind 7-8 entspannte Atemzüge in 60 Sekunden, die dein Nervensystem sanft ausgleichen und sich positiv auf dein Herz-Kreislauf-System und auch deine auswirken.

Außerdem erhöht sie die Herz-Raten-Variabilität und damit ganzheitlich deine Stressresilienz.

Auf diese Weise verbesserst du Atemzug für Atemzug deine Atemeffizienz.

Du kannst die Ratio jederzeit nach oben oder unten regulieren – ganz so, wie du es brauchst.

Und wenn du noch nicht weißt, was du brauchst, kannst du die Arbeit mit dem Atem auch als Einladung verstehen, genau das herauszufinden und mit deinem Atem zu spielen.

Ich habe schon ein ganzes Atem Coaching ausschließlich auf der Kohärenzatmung aufgebaut, weil es für meine Klientin so viel darin zu entdecken gab.

Also lass dich nicht blenden von fancy oder was YouTube sagt, sondern schau lieber, was es für dich in einer absolut einfachen Atemtechnik zu entdecken gibt, die wirklich für jedes Nervensystem geeignet ist.

Letztendlich braucht es für die Veränderung eines dysfunktionalen Atemmusters nicht viel, außer Kontinuität.

Walk with it

Besonders nachhaltig wird sich dein Atemmuster übrigens dann verbessern, wenn du deine Atemeinheiten weg vom bequemen Meditationssitz raus auf die Straße und ins echte Leben bringst.

Wenn du also das nächste Mal einen Fußweg vor dir hast, zähle einfach mal, wie viele Schritte du ein- und ausatmest und verlängere die Intervalle von Mal zu Mal.

Ich verspreche dir, du wirst den Unterschied schon bald spüren.

Zusammenfassung

Dein Atemmuster ist so einzigartig wie deine Fingerabdrücke und beeinflussen dein Wohlbefinden maßgeblich.

Es spiegelt deinen Lebensstil, deine Erfahrungen und den Zustand deines Nervensystems wider. 

Ein dysfunktionales Atemmuster kann sich langfristig negativ auf deine körperliche und emotionale Gesundheit auswirken, bleibt jedoch oft lange unbemerkt. 

Durch bewusste Atembeobachtung – äußerlich und innerlich – kannst du dein eigenes Atemmuster erkennen und nachhaltig verbessern. 

Bereits kleine, regelmäßig in den Alltag integrierte Atemübungen wie die Kohärenzatmung sind in der Lage, dein Nervensystem auszubalancieren, die Stressresilienz zu erhöhen und langfristig zu einem gesünderen Atemmuster zu führen.

Fazit

Dein Atem ist ein kraftvolles Instrument, das dir jederzeit zur Verfügung steht. 

Dein Atemmuster kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten ist der erste Schritt, um dein Wohlbefinden zu steigern.

Wenn du regelmäßig Atemübungen wie die Kohärenzatmung in deinen Alltag integrierst, wirst du merken, wie sich sowohl dein Atemmuster als auch deine Lebensqualität nachhaltig verbessern. 

Du wünscht dir jemanden an deiner Seite, der dich dabei begleitet?

Alles Liebe

Ann-Kathrin

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