Achtsamkeit ist von Augenblick zu Augenblick gegenwärtiges, nicht urteilendes Gewahrsein, kultiviert dadurch, dass wir aufmerksam sind. Achtsamkeit entspringt dem Leben ganz natürlich. Sie kann durch Praxis gefestigt werden. (…)
Jon Kabat-Zinn
Wenn du meinen letzten Blogbeitrag gelesen hast, dann weißt du bereits, dass ich mich nicht mehr an eine feste Morgenroutine klammere. Denn in den letzten Jahren habe ich einfach festgestellt, dass sie weder in meinen Alltag mit Beruf und Kindern noch zu meinem persönlichen Chronotyp passt. Ich bin eine Eule und nichts mag ich weniger, als früh aufzustehen. Und manchmal habe ich auch schlicht und einfach keine Möglichkeit, mir eine ganze Stunde am Stück für eine formelle Praxis zu nehmen. Stattdessen übe ich Achtsamkeit im Alltag.
Achtsamkeit im Alltag kultivieren, aber wie?
Je mehr ich mich in meinem Leben mit Achtsamkeit befasst habe, umso öfter haben sich Momente im Alltag für mich ergeben, in denen ich Achtsamkeit inzwischen ganz bewusst praktiziere und mich dabei mit meinem Atem verbinde. Denn wenn du anfängst, dich selbst, deinen Körper, deine Gedanken und deinen Atem zu beobachten, dann passiert über kurz oder lang und fast automatisch folgendes:
Du bist nicht mehr nur dann achtsam, wenn du dich zu einem festen Termin auf die Matte begibst. Stattdessen beginnst du, auch, dich selbst und dein Umfeld in ganz alltäglichen Momenten bewusster wahrzunehmen.
Beim Spaziergang lauscht du plötzlich den Blättern im Wind und den zwitschernden Vögeln und beim Essen nimmst du Geschmäcker deutlicher wahr. Du hetzt nicht mehr durch den Supermarkt, sondern nimmst Menschen und Waren bewusster wahr. Und wenn du abends beim Krimi vor lauter Spannung den Atem anhältst, bemerkst du das auch.
Und das wirkt sich außerdem positiv auf die Kapazität in deinem Nervensystem aus, Informationen und Erlebnisse zu verarbeiten – ganz gleich, ob sie angenehm oder unangenehm sind.
Für Alltagsachtsamkeit braucht es nicht viel.
Ein achtsames Leben muss nicht kompliziert sein. Im Gegenteil. Inzwischen weiß ich, dass es ganz schön viele Momente in meinem Leben gibt, in denen ich achtsamkeit kultivieren kann. Meine 3 liebsten stelle ich dir hier vor.
1 Erdung
So simpel und doch so effektiv. Wann immer du aufstehst, sei es aus dem Bett oder vom Stuhl, halte kurz inne, anstatt sofort loszugehen und spür den Boden unter deinen Füßen. Stehst du sicher? Fühlst du dich stabil? Atme für 2 oder 3 Atemzüge bewusst in den Bauch hinein und durch die Füße aus. Klingt komisch? Probier es trotzdem aus und erst dann machst du den ersten Schritt. Wie fühlt sich das an?
2 Der Moment dazwischen
Die letzte Mail ist geschrieben und jetzt möchtest du dich direkt in dein nächstes Projekt stürzen? Stopp! Nutze den Moment dazwischen und verbinde dich einmal ganz bewusst mit deinem Atem. Du kannst dich fragen “ Wie atme ich?” und “Wo fließt er hin?”, “Fällt es mir leicht oder schwer?” und “Was will mein Atem mir sagen?”. Dann verweilst du einen Moment mit dem, was jetzt ist. Schließe die Beobachtung mit 3 bewussten Atemzügen durch die Nase ein und durch den Mund aus. Erst dann beginnst du mit etwas Neuem.
3 Anker setzen
Es fällt dir schwer, mitten im Tun einfach innezuhalten? Dann könnte das hier etwas für dich sein: Setze dir ganz bewusst Zeitpunkte als Anker in deinem Alltag, in denen du Achtsamkeit praktizierst. Das kann zum Beispiel immer morgens nach dem Zähne putzen sein. Oder immer dann, wenn du dir ein Glas Wasser holst. Der Moment, bevor du den nächsten Schluck Kaffee nimmst. Immer bevor du aus dem Auto steigst, um deinen nächsten Termin wahrzunehmen. Immer bevor du die Kinder abholst… Die Möglichkeiten sind unendlich. Finde, was zu dir passt.
Es ist die Summe der Momente, die Veränderung bringt.
Denn das Schöne an dieser Art, Achtsamkeit zu praktizieren, ist, dass du wirklich nicht viel Zeit dafür brauchst. Und gleichzeitig bist du auf diese Weise sehr viel öfter mit dir selbst in Kontakt, als wenn du versuchst, mühselig eine Stunde in deinem Alltag unterzubringen.
Aus meiner Sicht macht genau das Achtsamkeit im Alltag so wertvoll! Wie siehst du das?